Wespe besucht eine Lauchblüte, Schwäbische Alb, Deutschland

Das große Sterben

Wespe besucht eine Lauchblüte, Schwäbische Alb, Deutschland

Auf Zeit-Online ist heute mein Gastbeitrag zum Insektensterben und was wir dagegen tun können erschienen. In der Diskussion wird oft angeführt, dass die der aktuellen Studie zu Grunde liegenden Daten von Krefelder Forschern nicht repräsentativ für ganz Deutschland seien bzw. nicht das Ergebnis einer durchgehenden Langzeiterhebung. Das ist durchaus richtig, aber:

a) Es ist ein wissenschaftspolitischer Skandal, dass wir trotz ständig steigender Fördersummen für die Wissenschaft jetzt auf die Daten von einem Entomologischen Verein zurückgreifen müssen, um das Ausmaß des Verlustes an Leben in unseren Landschaften zu verstehen. Zoologie, Botanik und die Biodiversitätsforschung werden seit Jahrzehnten eher belächelt und von der Politik und den Universitäten stiefmütterlich behandelt. Insektenkundler gelten als „nerds“ und jeder der Grundlagenforschung in dieser Richtung betreibt, sieht sich ständig mit der Frage konfrontiert, was diese brotlose Kunst denn eigentlich bringen soll. Das ist leider nicht nur in Deutschland so und so gibt es weder deutschland-, noch europa- oder gar weltweit vergleichbare Langzeitdaten zur Insektenfauna und immer weniger Experten, die sich überhaupt mit einzelnen Tiergruppen auskennen. Lesen Sie dazu den sehr guten Hintergrundartikel „Gefährliche Ignoranz“ von Christian Schwägerl.

b) Auch wenn die aktuelle Studie ihre Lücken hat. Wir wissen nicht nur aus dieser Studie, dass es mit der Biodiversität in weiten Teilen Deutschlands bergab geht. Genauso könnte man Artikel zum Singvogelsterben, Amphibiensterben, Krebssterben usw. verfassen. Wir wissen genug, um zu erkennen, dass sich die Agrarlandschaft in den letzten 50 Jahren in eine vergleichsweise leere Landschaft ohne Tiere und Wildpflanzen verwandelt hat. Und wir wissen genug, um endlich ernsthafte Veränderungen einzuleiten und den Schutz der Biodiversität ganz oben auf die Tagesordnung zu setzen. Aber der politische Wille dazu fehlt bislang und ich fürchte man wird nach dem Medienwirbel um das „Insektensterben“ auch diesmal wieder beteuern, dass wir etwas tun müssen, um dann zur Tagesordnung überzugehen. Lesen Sie dazu meinen Kommentar „Die Natur ist uns schnurz!“

Wenn Sie nicht auf die Politiker warten wollen, bis sich etwas ändert, dann lesen Sie die praktischen Tipps zum Schutz von Insekten in Haus und Garten, die Daniel Lingenhöhl auf spektrum.de zusammengestellt hat.

Mehr über meine „Lieblingsbestäuber“ die Wildbienen kann man in meinem Artikel „Wertvolle Dienstleister“ auf spektrum.de erfahren.

Und das Letzte: Wer die ganze Misere nur mit (Galgen)Humor erträgt, dem sei der Beitrag zum Thema von Der Postillion empfohlen.